Freitag, 20. Januar 2012
Vergangenen Sonntag waren wir mal wieder sonntags brunchen und haben es uns auf der Hotelterrasse gemütlich gemacht und auch das ein oder andere Bierchen getrunken. Ein Praktikant hat dort seinen Abschied gefeiert und da er etwas aussieht wie David Guetta und wir den DJ relativ gut kennen wurde er natürlich auch ausschweifend als David Guetta vorgestellt. Dies hat eine regelrechte Euphoriewelle bei den anwesenden Indern ausgelöst, die alle Schlange standen um ein Bild zusammen mit dem berühmten David Guetta zu machen und ihm erzählten, wie toll sie ihn finden. Wir haben uns auf alle Fälle super amüsiert.



Wen ich euch übrigens auch noch vorstellen will: Steinbeißer, der indische Türsteher. Also er heißt nicht wirklich so sondern hat den Namen von uns verpasst bekommen, da er keine Hände sondern Baggerschaufeln hat und so groß ist, dass er das Körpervolumen von bis zu vier Indern einnimmt.



Wer gewonnen hat wird übrigens nicht verraten!


Man beachte die Hand links:



P.S. Im Vergleich zu ihm, seh ich aus wie ein Playmobilmännchen!






In der dritten Staffel sind die Maler bzw. Lackierer dran (gut zuhören Marco!). Jetzt fragt man sich natürlich was kann denn schon am Malern so gefährlich sein? Es liegt nicht daran, dass die Inder die Wandfarbe mit Milch verwechseln, sondern an den Arbeitsbedingungen. Leider gibt es zur folgenden Beschreibung kein Beweisfoto, insofern müsst ihr meiner Erzählung glauben, auch wenn es wie ein Ostfriesenwitz klingt.
Wie viele Personen werden in Indien dafür benötigt eine Wand zu streichen? Vier. Einer der mit einem Pinsel bewaffnet die Wand tatsächlich streicht und drei die auf dem Dach stehen und das Seil halten, an dem der eigentliche Maler hängt.
Auch wenn man auf dem Boden bleibt ist das Malern kein wirkliches Vergnügen. Ausrüstung gibt es nämlich nicht. So wird auf Pinsel und Handschuhe verzichtet und einfach mit einem kleinen Lappen die Farbe auf den Zaun aufgetragen.







Der indische Straßenverkehr ist wie ein großer Antiquitätenladen. Umso länger man ihn studiert um so mehr Raritäten findet man. So erging es uns auch auf unserem Ausflug nach Dehli, als neben uns ein Auto in „Standardgröße“ neben uns hielt. Hinter der Scheibe konnte man einige Arme, Beine und von Zeit zu Zeit auch ein lachendes Gesicht entdecken. Unser Fahrer hat aufgrund unserer Neugierde nachgefragt wie viele Personen mitfahren. Die Antwort lässt die Zirkusnummer mit den vielen Clowns im Auto etwas lächerlich wirken, denn es befanden sich sage und schreibe 28 Personen in diesem kleinen Ding.
Auch auf Rollern oder in Rikschahs werden Personen mitgenommen, dass es einem schwindelig wird. Zur Verhältnismäßigkeit: Wenn wir zu 3 in einer Rikschah fahren wird es schon richtige eng. Neulich konnte ich beobachten, wie eine Rickschah neben einer Großfamilie von 8-9 Personen hielt und plötzlich alle in diesem kleinen Ding verschwunden waren.



Ein weiterer amüsanter Zwischenfall hat sich auf der Hinfahrt zum Taj Mahal ereignet. Die 2 spurige Straße war aufgrund eines Unfalls gesperrt (vergleichbar mit einer Bundesstraße bei uns, mit einer schönen Mittelleitplanke). Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass wir jetzt vermutlich ewig stehen werden, bis irgendjemand die Straße wieder freiräumt. Ich hatte vergessen, dass ich in Indien bin. Problem: Straße gesperrt. Lösung: Umdrehen. Ist ja auch ganz simpel. Ich glaube jeder Radiosender in Deutschland wäre ziemlich ins Schwitzen gekommen bei so vielen Geisterfahrern.

Auf einer Taxifahrt von Mumbai nach Pune hab ich auch den indischen Fahrstil etwas genauer kennengelernt. Nach deutschem Verkehrsrecht hat der nette Fahrer in diesen 3h mindestens 463 Punkte gesammelt. Die 10 Handygespräche während der Fahrt gehören noch zu den harmlosesten Vergehen. Als Mindestabstand wurde der Richtwert „halber Tacho“ penibel eingehalten, allerdings nicht in Metern sondern in Zentimetern. Den Bus rechts überholen und bis auf 3cm auf den vor einem fahrenden LKW, dann versuchen in die Lücke die sich rechts aufgetan hat wieder einzuscheren. Leider passt ein 5 Meter Auto nicht zwischen den 2 Meter Abstand der zwischen Bus und LKW herrscht. Aber versuchen kostet ja nichts. (Dies alles natürlich bei Tempo 120). Ich bin froh gewesen als ich zuhause an einem Stück angekommen bin.
To be continued …







In der zweiten Staffel wird der harmlos klingende Beruf des Ladenbesitzers vorgestellt. Jetzt denkt sicherlich jeder an einen Mann mittleren Alters, der in seiner kleinen Bude steht und Erfrischungsgetränke und Kekse verkauft. Bis dahin klingt ja alles noch ganz harmlos, sobald aber eine der Lampen kaputt geht wird es ernst. Was tun? Eine Leiter! Wie will man sonst auch dran kommen? Leider sind die meisten Inder eher ein bisschen kürzer gebaut. Aber kein Problem, da ist ja noch die Getränkekiste. Mist, langt immer noch nicht. Also suchen wir uns das stabilste stapelbare Material das wir finden können: einen Pappkarton. Einer langt nicht? Zum Glück ist dies die so genannte Endlosleiter, da sich Pappkartons beliebig hoch stapeln lassen. Beweisfoto gibt es natürlich auch:







Ein Thema, dass sich in einem Block über Indien wohl nicht vermeiden lässt, ist die Armut. Neulich haben wir eine kleine Tour durch Pune gemacht und sind an einem Slum vorbeigelaufen. Wenn ich Slum sage, meine ich nicht die dichtgedrängten Wellblechhütten wie man sie häufig im Fernsehen sieht, sondern einen richtigen Slum. Hier gibt es nur provisorische Zelte aus Holzstangen und Plastikplanen und das war es dann auch schon. Wir sind entlang der Straße gelaufen und links von uns saßen die Bewohner die gerade ihr spärliches Mahl zu sich genommen hatten und rechts von uns dröhnte und hupte der indische Verkehr. Es war ein sehr beklemmendes Gefühl. Ich hab in meinem Leben noch nie so stark gespürt, dass das Leben an Menschen so komplett vorbeigeht.



Der ein oder andere hat vielleicht den Film „Slumdog Millionär“ gesehen. Dort wurden die Kinder in Mumbai von der Müllkippe eingesammelt um betteln zu gehen (von dem Geld behalten sie natürlich nichts). Aus dem Grund gebe ich auch grundsätzlich nichts an Bettler. Dies ist natürlich insbesondere bei kleinen Kindern schwierig. Um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen kauf ich dann von Zeit zu Zeit etwas zu essen. Hier zum Beispiel ein kleines Kind in Bengalore mit einer Tüte voller Samosas, die ich ihm gekauft hatte. Ich erinnere mich dann immer an meine Backpackerzeit, als ich teilweise wirklich sparsam gelebt hab und mir vornahm, wenn ich mal Geld verdien nicht so knausrig zu sein wie viele andere.







Hiermit geht die erste Staffel „Berufe die in Indien tödlich sind“ an den Start. Hierbei geht es hauptsächlich um simple Handwerksberufe, die bei uns langweilige Routine darstellen, hier allerdings eine lebensgefährliche Herausforderung sind.

Der Elektriker: Schon in einem der vorangegangenen Blogeinträge hab ich ein Bild des hiesigen Stromnetzes gezeigt. Es gibt tatsächlich Menschen die an diesem „gemurksten“ Stromnetz arbeiten und dies alles auf einer wackeligen Holzleiter. In Deutschland gibt es denn Witz: die letzten Worte eines Elektrikers: „Ja, ja die Sicherung ist draußen“.

Das kann dem Inder nicht passieren, da Sicherungen nicht existieren. Auch muss der hiesige Elektriker mit sehr limitierten Materialbedingungen arbeiten. So sind zum Beispiel simple Sachen wie Stecker oft nicht vorhanden. Man kann sich aber ganz einfach behelfen, indem man die Kabel direkt in die Steckdose steckt. Des Öfteren sieht man auch dicke Starkstromkabel aus der Erde ragen, bei denen die Kontakte einfach ungeschützt in der Luft stehen. Für jeden der ein bisschen Ahnung von Elektrik hat muss Indien die Hölle sein :-).








Donnerstag, 12. Januar 2012
Morgens um 05:00 Uhr bin ich dann in Jaipur angekommen. Für die Sylvesternacht hatte ich bereits im Voraus ein Zimmer reserviert. Da man um fünf Uhr in der Frühe noch nicht wirklich viel machen kann, hatte ich gestern angefragt, ob ich bereits um diese Zeit einchecken könnte. Kein Problem, kostet dann eine Nacht extra, aber das war es mir wert.

Also stand ich nun an der Rezeption und wollte mein Zimmer haben. Als erstes wurde mein Hotel Voucher vom Hotelangestellten kritisch betrachtet. Dann wollte er das Geld von mir für die zusätzliche Nacht haben woraufhin der Voucher noch einmal kritisch betrachtet wurde. Da fingen bei mir bereits alle Alarmglocken an zu läuten. Inder verschweigen einem nämlich gerne die Wahrheit wenn sie für sie selbst unangenehm ist. Auf weiteres Nachfragen hab ich dann erfahren, dass das Zimmer erst um 06:00 Uhr frei wird und das Personal kommt erst um 07:00 Uhr, aber um 08:00 könnte ich dann ohne Probleme auf mein Zimmer gehen.

Ich hab dann das Geld zurückgenommen und hab es mir in der Hotellobby auf dem Sofa bequem gemacht (Hey, that’s India!)


Zu einer halbwegs normalen Uhrzeit ging es dann los mit Sightseeing. Die erste Station war der Citypalast,





gefolgt von Hawa Mahal, das von einem Maharadscha erbaut wurde, damit seine Hofdamen das treiben in der Stadt beobachten können.







Da ich ziemlich kaputt und müde war, hab ich mich den Rest des Tages durch die Stadt treiben lassen und hab die verschiedenen Märkte bewundert.

http://youtu.be/jdyPtBIPN1g

Für den Start ins neue Jahr hatte ich mir dann einige Bier gekauft und wollte alles entspannt auf mich zukommen lassen. Also hab ich ein Bier nach dem anderen getrunken und mir einen Film angeschaut und bin immer müder geworden. Hatte gehofft dass ein erhöhter Bierkonsum dies ausgleichen kann, aber Fehlanzeige. Dies ist glaube ich das erste Mal, dass ich Sylvester verpennt habe.

Am nächsten Tag ging es dann mit dem Flieger wieder zurück in Richtung Heimat.






Donnerstag, 5. Januar 2012
Gegen 12:00 Uhr in der Nacht bin ich dann in Jodphur angekommen und konnte zur Abwechselung mal eine Nacht im Hotelzimmer verbringen. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann los mit Sightseeing. Jodhpur wird auch die blaue Stadt genannt, da die meisten Häuser blau angemalt sind. Am eindrucksvollsten ist allerdings die Festung, deren Mauern sich wirklich über der Stadt auftürmen.







Wie die meisten Paläste und Festungen in Radjasthan gibt es auch hier wunderschön verzierte Räume und Gebäude:



Anschließend ging es weiter zur Gedenkstätte für Maharadscha Jaswant Singh II, die komplett aus weißem Marmor gebaut ist. Mit Hilfe des Selbstauslösers ist dort das folgende Bild entstanden:



Den Rest des Tages hab ich mich dann durch die Stadt treiben lassen und hab das indische Chaos genossen. In einer kleineren Gasse kam mir dann eine Kuh entgegen, die bei meinem Anblick ihren Kopf senkte und immer schneller auf mich zutrabte (wahrscheinlich hat sie mit ihren Artgenossen von Goa geredet). Ich hab dann versucht auszuweichen und hab dem vierbeinigen Steak mehrmals mit der flachen Hand auf den Kopf gehauen, was glücklicherweise auch Wirkung zeigte. Allerdings hatt mich ein alter Inder mit erhobenem Zeigefinger sehr sehr böse angeschaut. Aber mal ehrlich, das fällt in meinen Augen wirklich komplett unter Notwehr!

Eine weitere lustige Geschichte gibt es in Jodhpur zu erzählen. Ein Restaurantbesitzer, der neben verschiedenen anderen Spezialitäten auch Omelettes angeboten hatte wurde vor ca. 11 Jahren von den Autoren des Lonely planets besucht. Das Omelette hat den Autoren so gut geschmeckt, dass es den Weg in den Lonely planet fand. Daraufhin nahm die Anzahl der ausländischen Gäste rapide zu und auch bei den Einheimischen wurde das Omelette zum Renner. Inzwischen heißt der Laden „Omlettshop“ und es werden pro Tag zwischen 1000 und 1500 Eier verarbeitet und die Dinger sind wirklich richtig lecker. Im Vordergrund könnt ihr den Besitzer vor seiner Omelettepfanne sehen und neben ihm die Eierberge.



Abends ging es dann mal wieder im Sleeperbus weiter Richtung Jaipur, meiner letzten Station.






Mittwoch, 4. Januar 2012
Die Nacht haben wir dick eingehüllt in Decken verbracht und ich muss sagen es war bis dahin eine der wärmsten Nächte die ich in Radjasthan verbracht habe.



Morgens ging es dann auf dem Kamel wieder zurück und mir haben doch ziemlich die Beine weh getan von dieser Schaukelei.





Zurück im Hotel wurde ich wieder aufs herzlichste empfangen und hab mir erst mal eine warme Dusche gegönnt. Das Wasser hier wird übrigens in einem Tank auf dem Dach erhitzt und dies natürlich nicht mit Strom sondern mit einem Holzfeuer.

Anschließend saß ich noch etwas auf der Dachterrasse und hab mit dem Personal vom Hotel gequatscht. Für den Tourguide musste ich sogar noch eine LiebesSMS an eine Touristin verfassen, da er leider nicht schreiben kann. Er hat mir dann noch ein paar Sachen mitgegeben, die ich einem Freund geben soll, sobald ich in der nächsten Ortschaft bin. Als es dann Zeit war zu gehen, hat er mich einfach hinten aufs Motorrad gepackt und mich zur Bushaltestelle gefahren.






Nachdem ich in irgendeinem Zimmer „fremdgeduscht“ hatte, ging es morgens los in Richtung Wüste. Auf dem Weg zu unserem Bestimmungsort sind wir noch an alten Grabmählern vorbeigefahren und haben einen kurzen Photostop eingelegt.



Nach einer weiteren Stunde Fahrt haben wir dann unseren Bestimmungsort erreicht. Auf dem Programm stand eine zweitägige Kamelsafari durch die Wüste. Ich bin auf der Rakete geritten (ja, mein Kamel hieß tatsächlich Rocket!) war allerdings trotzdem langsamer unterwegs als mit dem Go kart.



Kamele sind wirklich lustige Viecher, die Geräusche machen wie im besten Star Wars Film. Wir waren eine ganz lustige Gruppe, die aus einem Engländer, 2 Australiern, 2 Guatemalern (keine Ahnung wie man die Einwohner von Guatemala nennt), einem Inder, 4 Kameltreibern und einem Amerikaner bestand. Gekocht wurde auf dem Feuer und abends haben die Kameltreiber noch traditionelle Lieder gesungen. Der Amerikaner hat sich im Verlauf des Abends noch insgesamt 7 Hasch Cookies reingeworfen und unter dem Sternenhimmel den Trip seines Lebens erlebt …











Als ich dann morgens in Jaisalmer angekommen bin wurde ich direkt von meinem Hotel am Busbahnhof abgeholt und bin erst einmal auf die Dachterrasse verfrachtet worden. Da mein im Voraus reserviertes Hotelzimmer noch nicht fertig war bin ich erst einmal die Stadt erkunden gegangen.

Jaisalmer besteht hauptsächlich aus einer Festung mit 99 Bastionen in deren Mitte sich immer noch bewohnte enge Straßen mit einem Palast, Restaurants, Hotels, Tempel und Läden befinden. 1156 wurde diese Festung in der strategisch günstigen Lage auf den Kamelrouten zwischen Indien und Zentralasien erbaut.







Ebenfalls sehr nett anzuschauen sind verschiedene Havelis (so heißen die für Radjasthan typischen mit Ornamenten verzierten Häuser) die überall in der Stadt zu finden sind.







Als ich dann abends zum Hotel zurückgekommen bin, hat der Hotelbesitzer nach einigem lamentieren dann zugegeben, dass kein Zimmer mehr frei ist (hey, that’s India!) Er hat mir freundlicherweise aber angeboten umsonst auf der Dachterrasse zu übernachten und zum Duschen in irgendwelche Zimmer zu gehen. Als pflichtbewusster Schwabe hab ich das Angebot natürlich angenommen.

Abends hab ich dann zusammen mit einem niederländischen Pärchen auf der Dachterrasse, bzw. in meinem Zimmer gegessen und hab versucht die Rechnung auf meine Zimmernummer aufschreiben zu lassen, was leider nicht funktioniert hat.
Insgesamt war das Zimmer zwar ein bisschen kalt alles in allem doch ganz nett anzusehen. Ich hab mich währenddessen mit dem gesamten Hotelpersonal angefreundet, das ebenfalls auf der Dachterrasse gepennt hat.







Dienstag, 3. Januar 2012
Am nächsten Tag bin ich mit dem Taxi aufgebrochen und ungefähr 2h zu der in der Nähe liegenden Festung Kumbalgarh gefahren. Das ist dann wieder einer der Momente an denen es schön ist in Indien zu sein. Wo könnte man sich sonst einen Privatchauffeur für den gesamten Tag inklusive Auto für 20€ mieten?

Die Festung Kumbalgarh selbst wurde im 15. Jh. errichtet. Ihre Festungswälle erstrecken sich über 36km und umschließen mehrere Tempel und knapp 700 Kanonenstellungen:







Nach einer weiteren Stunde Fahrt durch die Wüste,



sind wir dann an einem Jainistischen Tempel angekommen, dessen 29 Hallen auf 1444 Säulen ruhen, von denen jede individuell gearbeitet ist.







Rechtzeitig fürs Abendessen ging es zurück nach Udaipur und gegen 10:00 Uhr in den Sleeperbus nach Jaisalmer. Mitten in der Nacht wurden wir dann aus dem vermeintlichen „Direktbus“ rausgeworfen und mussten in einen anderen Bus umsteigen.

Der hatte selbstverständlich eine kleinere Anzahl an Betten, womit die Verwirrung natürlich perfekt war. Mir wurden dann 3 Sitzplätze zugewiesen (ich hab vergeblich versucht zu erklären, dass ich sooo dick nun auch nicht bin und mir ein Sitzplatz genügt). Beim nächsten Stop stieg dann eine Gruppe Inder ein, die genau die gleichen Sitznummern hatten wie ich. Ich hab dann erfolgreich erklärt, dass ich nicht sooo dünn bin und mindestens einen Sitz brauche.

Bei den folgenden Stops wurden dann immer mehr Inder eingeladen, bis der Bus förmlich aus allen Nähten geplatzt ist. In Indien lernt man allerdings mit solchen Situationen gelassen umzugehen und man sagt zu sich selbst einfach: „Hey, that’s India!“






Morgens um 5.00 Uhr bin ich dann angekommen und mit der Rickschah erst mal zum Hotel gefahren. Dort hab ich mich dann noch für ein paar Stündchen hingelegt. Warm duschen ging leider nicht, da nur kaltes Wasser kam, dementsprechend kurz ist die Dusche dann auch ausgefallen. Nach einem gemütlichen Frühstück mit den Hotelbesitzern und deren Nichte (die mich gleich auf Facebook adden wollte) ging es dann los mit Sightseeing. Udaipur hat mich irgendwie an eine Märchenstadt erinnert mit einem malerischen See und einem eindrucksvollen Stadtpalast.












Mit der Rickschah bin ich dann noch in den umliegenden Bergen zum Monsun Palace gefahren, der an sich nicht besonders spektakulär war aber durch eine wirklich eindrucksvolle Aussicht punkten konnte:







Da ich in meinem Blog doch ein bisschen hinter den realen Ereignissen hinterher eile möchte ich euch an dieser Stelle von meinem Weihnachts und Neu Jahrs Fest erzählen.

Unglücklicherweise haben wir Donnerstag und Freitag bezahlt frei bekommen und die anderen drei Tage musste ich Urlaub nehmen. So langsam glaube ich selbst nicht mehr daran, dass ich zum Arbeiten hier bin, denn ich hab mich diese Woche selbstverständlich auf den Weg gemacht Indien weiter zu erkunden.

Mein Flug ging morgens am 24. Dezember los und bis ich mit einiger Verspätung endlich ankam war es bereits 17.00 Uhr. Ziel für die Woche war es Radjasthan zu erkunden. Kurz gesagt: Paläste, Wüste und Kamele. Angekommen bin ich in Jaipur und da die Zeit drängt bin ich abends direkt in den Nachtbus nach Udaipur gesprungen und dann die Nacht durch gefahren. Ein wirklich schönes Weihnachtsfest!

Was ich nicht wusste, dass die Sleeperbusse wirklich saumäßig schlecht isoliert sind und der Fahrtwind praktisch ungehindert durch die Fenster zieht und in der Wüste ist es im Winter nicht gerade warm. Wenigstens hatte ich in weiser Voraussicht meine Jacke mitgenommen, gefroren hab ich trotzdem saumäßig.






Freitag, 23. Dezember 2011
Am Sonntag standen dann noch die letzten Sehenswürdigkeiten auf dem Programm:

Cowmahalla Palast:






Charminar:





Hyderabad ist zum Großteil muslimisch, weshalb man relativ oft Frauen in Burkas sieht:



Zeitweise hab ich von frischer Waldluft geträumt. Die Smogglocke über Hyderabad ist doch relativ erdrückend und ich hab von den vielen Abgasen richtig Halzschmerzen bekommen. Wenn man in der Rickschah sitzt und neben einem ein Indischer Bus anfährt hat man keine Fragen mehr. Man sieht nur auf einer innerlichen Uhr seine Lebenserwartung deutlich schrumpfen.

Abends sind wir dann zum Flughafen und haben unsere Wartezeit sinnvoll genutzt: zum Spottpreis Gokart fahren! Da ist mein Rennfahrerblut in mir hochgekommen und ich bin gefahren wie eine Sau und hab alle mindestens einmal überrundet. Irgendjemand muss den Indern ja mal zeigen wie man Auto fährt!!!

Der mit dem gelben Helm bin ich (einfach mal dem Link folgen):

http://youtu.be/JijBoUKZ1FA






Am nächsten Morgen sind wir dann etwas müde zu unserem Sightseeing Trip aufgebrochen. Die erste Station war das Golkonda Fort von dem nur noch eine sehr eindrucksvolle Ruine übrig ist. Besonders beeindruckend war die Akkustik. Wird in der Halle am Eingangsbereich geklatscht, kann man es ohne Probleme oben auf dem Berg mehrere hundert Meter entfernt hören.



Anschließend ging es dann weiter zu den Grabmälern, an denen zwar auch schon der Zahn der Zeit etwas genagt hat, die aber durchaus reizvoll waren.





Nachmittags haben wir dann eine der größten freistehenden Buddahstatuen der Welt besichtigt (die zugegebenermaßen relativ klein war). Die Statue steht mitten in einem großen See, der nicht unbedingt die angenehmsten Gerüche ausgesondert hat.



Abends sind wir dann mit relativ geringen Erwartungen in eine Lasershow gegangen, bei der auf eine Leinwand aus Wasser projiziert wurde. Zwischendrin gab es dann immer mal Soundeinlagen die begleitet wurde von bunt bestrahlten Wasserfontänen. Auch wenn die Synchronisation deutlich zeitversetzt war hat uns die Show doch ganz gut gefallen.



Als wir dann abends in unser Hotel zurückgekommen sind um unsere Reisepässe abzuholen hat uns der Ar*** an der Rezeption doch tatsächlich gefragt: „Do you want to have drugs?“ Das war dann auch der Moment wo wir uns richtig Sorgen gemacht haben. Nicht dass heute Nacht der nächste Besuch ansteht und der Typ von der Rezeption bei uns tagsüber ein kleines Päckchen deponiert hat. Also haben wir erst einmal in aller Gründlichkeit unser Zimmer abgesucht und glücklicherweise nichts gefunden.






Ich wünsche euch allen ein frohes Weihnachtsfest und nen guten Rutsch in neue Jahr.



Wie man sehen kann, ist es mit Weihnachtsstimmung hier in Indien nicht weit her.






Wie fast jedes Wochenende ging es nach der Arbeit mal wieder los auf Reisen. Das Ziel: Hyderabad. Nach einer etwas ausführlicheren Diskussion mit dem Taxifahrer, der mal wieder deutlich mehr haben wollte als vorher ausgemacht, waren wir froh nach der langen Reise endlich im Hotel angekommen zu sein. Ich hatte im Voraus extra zweimal angerufen um sicherzugehen, dass wir auch ein Zimmer vorfinden wenn wir ankommen. Typischerweise wusste natürlich niemand von unserem Kommen. Also haben wir nachts um 1.00 Uhr dem etwas komischen Kerl hinter der Rezeption erklärt, dass wir ein Zimmer brauchen. Während dem einchecken hat der Kerl uns dann noch ein paar Fragen gestellt, was wir den vorhätten in Hyderabad und wo unser Gepäck sei, etc. (Wir hatten für das Wochenende natürlich nur einen kleinen Rucksack mitgenommen.) Wir waren sau froh als wir endlich im Bett lagen um uns für den kommenden Tag zu erholen.

Punkt 02.30 Uhr wurden wir vom schrillen Klingeln des Zimmertelefons geweckt. Verschlafen hab ich nach dem Hörer geangelt: "Hallo?", "Open the door!" "No, I want to sleep!" und wieder aufgelegt.

Dann klopf, klopf, klopf an der Tür und wieder der Befehl: "Open the door". In dem Moment sind mir dann doch verschiedene Szenarien durch den Kopf gegangen. Werden wir jetzt ausgeraubt? Kommt der Taxifahrer vielleicht mit seinen Kumpels zurück? Also erst mal durch die geschlossene Tür gefragt, wer denn da sei. "Police, open the door!" Also in Boxershorts die Türe geöffnet und drei Polizeibeamten gegenüber gestanden die unverfroren in unser Zimmer marschiert sind. "Routine drug control!" Na prima! Hat uns also dieser Trottel von der Rezeption an die Bullen verpfiffen.

Wir haben dann den Polizisten nochmal genauer unsere Situation erklärt und die sind zum Glück wieder abgezogen. Man muss dazu wissen, dass man sich die Polizei in Indien nicht wie die Polizei in Deutschland vorstellen darf, die nur nach Gesetzbuch vorgeht. Zudem ist das Empfinden von Recht und Unrecht auch deutlich anders. Hier kann es vorkommen, dass bei einem Auffahrunfall bei dem ein Roller auf ein stehendes Auto fährt, der Fahrer des Autos die Schuld bekommt. Wäre er dort nicht gestanden wäre der Unfall ja auch nicht passiert.

Also, nochmal Glück gehabt!






Dienstag, 13. Dezember 2011
Letztendlich sind in Indien fast alle Probleme auf die Überbevölkerung zurückzuführen. 1920 hatte Indien lediglich 250 Millionen Einwohner, im Jahr 2000 wurde die Milliardengrenze überschritten und heute sind es über 1,210 Milliarden Einwohner. Im Durchschnitt nimmt die Bevölkerung hier im Jahr um 15 Millionen Menschen zu. Der einzige effektive Hebel dagegen ist Bildung und Aufklärung, die allerdings für viele Menschen nicht zugänglich ist. Immerhin existiert seit 2002 eine allgemeine Schulpflicht, so dass die Analphabeten rate kontinuierlich zurückgegangen ist.

Trotz allem werde ich das Gefühl nicht los das sich Indien im Moment selbst überholt. Die gesamte Infrastruktur kann mit der rasanten Entwicklung der Bevölkerung und mit der wachsenden Wirtschaft nicht mithalten.

Ein einfaches aber gutes Beispiel hierzu: Man kauft sich zuhause einen Schokoriegel, isst ihn im Laufen und hat das Papierchen in der Hand. Ohne länger suchen zu müssen läuft man zum nächsten Mülleimer und wirft die Verpackung weg. In Indien isst man seinen Riegel und dann?? Es gibt hier nirgends Mülleimer! Alle paar Kilometer steht mal ein großer Container auf der Straße, der als Müllsammelstelle dient. Ansonsten wird einfach die Natur benutzt.



Während der Zugfahrt wird der gesamte Müll einfach aus dem Fenster geworfen, so dass sich entlang der Schienen schon ein bunter Streifen Plastikmüll zieht. Und selbst wenn der Müll gesammelt wird, was macht man damit? In Karlsruhe hab ich mich regelmäßig über das bescheuerte Müllauto aufgeregt, dass morgens um 07.00 vor meinem Fenster dröhnt. Hier wird der Müll einfach am Straßenrand verbrannt. Nicht gesund, aber praktisch …



Über die daraus resultierende Qualität der Gewässer möchte ich eigentlich nur noch Bilder sprechen lassen:



Ein weiteres Problem ist hier die unzureichende Kanalisation. Jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit sieht man sobald man etwas aus Pune heraus kommt, die Menschen in der Wiese hocken, zum späteren Säubern meist mit einer Wasserflasche bewaffnet, ihre Morgentoilette verrichten. (für alle die es noch nicht geblickt haben, ich meine nicht das Zähneputzen!)



Dies sind auf alle Fälle zwei der drängendsten Probleme hier in Indien.






Montag, 12. Dezember 2011
Für Samstag hatten wir uns dann etwas ganz besonderes ausgedacht. Eine Bootstour zum Dolphinwatching und anschließend ein Barbeque mit Fisch an dem berühmten Butterfly beach. Aus dem Grund ging es dann auch morgens um 08.00 Uhr schon los. Nach dem anstrengenden Abend gestern waren wir alle etwas spät dran und haben deshalb auf ein Frühstück verzichtet. Es gibt ja schließlich auch bald BBQ am Strand. Wir haben auf der Fahrt auch tatsächlich ein paar Delphine gesehen. Halt nur kurz die Rückenflosse wenn sie aufgetaucht sind zum Luft holen. Arg viel mehr hatte ich auch nicht erwartet. Dann ging es weiter zum Butterfly beach. Genau rechtzeitig, ich hatte auch Hunger und vor allem Durst. Unser Boot hat einen kleinen abgelegenen Strand angesteuert (von dem ich mir ziemlich sicher bin, dass es nicht Butterfly beach ist.) und ich bin unbedarft ausgestiegen.



Und als ich mitten auf dem Strand stand hat das Boot einfach wieder abgelegt. Na ja er wird wahrscheinlich die Getränke und das Essen holen. Selbstverständlich hatte ich nicht daran gedacht mein Handtuch mitzunehmen, somit war die Option „Schlafen am Strand“ für mich schon mal nicht vorhanden. Also warten ….

Mit der Zeit stieg die Sonne immer höher und der noch vorhandene Schatten verschwand. Der Brand wurde immer größer, genauso wie der Hunger. Nur das Boot kam nicht zurück.
Nach geschlagenen 3 ½ Stunden sahen wir die Rettung am Horizont. Kam doch tatsächlich das Boot zurück und brachte uns Wasser, Bier und ein paar Früchte. „Ob wir denn jetzt wirklich Fisch grillen wollten? Den besorgt habe er den noch nicht.“ Die Antwort war sehr deutlich, ich hab noch nie 13 Leute so schnell in ein Boot klettern sehen.

Das nächste Highlight fand abends statt. Schon mal was von einer Silent Noise Party gehört? Ich auch nicht. Das Konzept sieht folgendermaßen aus. Insgesamt spielen 3 DJs mit unterschiedlichen Musikrichtungen. Jeder Gast bekommt am Eingang einen Funkkopfhörer und kann zwischen den 3 DJs wählen. Ja nach Kanal leuchtet der Kopfhörer entweder grün, blau oder rot. Das lustigste daran ist, wenn man ohne Kopfhörer über die Tanzfläche geht und es ist mucksmäuschenstill und alle tanzen in den verschiedensten Rhythmen. Das war wirklich ziemlich schräg!





Kurz vor dem Versuch des Bullridings:









Sonntag, 11. Dezember 2011
Man stelle sich folgendes vor: Einen Ort mit weißen Sandstränden, Palmen und ohne Alkoholsteuer. Das Paradies? Nein, GOA. Endlich mal ein Erholungsurlaub, zumindest fast. Gestartet sind wir donnerstagabends nach der Arbeit. Unser Transportmittel war ein so genannter Semisleeper, was einem normalen Reisebus entspricht, bei dem die Sitze etwas weiter nach hinten gehen als in einem normalen Bus. Seinem Namen wurde er auch auf alle Fälle gerecht, denn geschlafen hat man wirklich nur Semi gut. Dies liegt vor allem an einem typisch indischen Phänomen, sobald eine Klimaanlage vorhanden ist, wird diese ohne Erbarmen aufgedreht.
Gegen 08.00 Uhr sind wir dann in Goa angekommen und mit dem Taxi weiter zu unserem endgültigen Ziel in Palolem. Wir haben den gesamten Tag dann damit zugebracht in der Sonne zu sitzen, Bier zu trinken von Zeit zu Zeit mal ins Meer baden zu gehen oder zu essen. Das Schöne ist, dass man hier endlich auch mal wieder unbesorgt Fisch essen kann.













Donnerstag, 8. Dezember 2011
Die Zeit die man hier hat muss selbstverständlich effizient genutzt werden, denn so günstig kommt man nie wieder nach Indien. Das Argument zieht natürlich vor allem bei einem Schwaben und aus dem Grund kann ich natürlich auch kein Wochenende zuhause sitzen.

Also ging es Freitag nach der Arbeit mit dem Flugzeug nach Bengalore. Wir sind erst spät abends angekommen und hatten eine Schlafmöglichkeit bei dem Bruder eines Arbeitskollegen organisiert. Gegen 2 Uhr nachts sind wir dort eingetroffen und wurden trotzdem sehr freundlich empfangen. Wir hatten auch ein eigenes Zimmer nur leider kein Bett. Auf dem Boden waren nur zwei dünne Matratzen ausgelegt ohne Kissen und Decken. Aber was will man auch erwarten? Am nächsten Morgen ging es für uns eh morgens um 7 weiter nach Mysore, das insbesondere durch seinen Maharadscha Palast ein lohnenswertes Reiseziel ist:





Die gesamte Stadt war eher entspannt und wir konnten abends noch über den lokalen Markt bummeln, auf dem die buntesten Farbpulver, Früchte und sonstigen Sachen verkauft wurden.





Spät abends ging es dann wieder zurück nach Bengalore. Diese Nacht haben wir in einem Hotel verbracht, dass qualitativ nicht viel besser war als unsere vorherige Unterkunft. Im Bad war nicht mal eine Dusche zu finden. Man konnte sich mit einem großen, etwas schmutzigen Eimer Abhilfe verschaffen und diesen über den Kopf schütten.

In Bengalore folgten am nächsten Tag einige zähe Verhandlungen mit Rickschahfahrern, um von diesen zu einem halbwegs angemessenen Preis durch die Stadt kutschiert zu werden.

Neben verschiedenen historischen Gebäuden haben wir dort auch einen Tempel besichtigt. Doch wer denkt, dass dies wie bei einer deutschen Kirche abläuft: Rein, schauen, raus, der täuscht sich. Im Eingangsbereich sind in den Boden insgesamt hundert Steinplatten eingelassen und unter den strengen Augen eines Wächters musste bei jedem Schritt der Spruch: Hare Krischna Hare Krischna; Krischna Krischna Hare Hare; Hare Rama Hare Rama; Rama Rama Hare Hare aufgesagt werden. Nach dieser Prozedur war einem der Ohrwurm auf alle Fälle gesichert! Abends sind wir dann per Direktflug zurück nach Pune in Erwartung eines weiteren harten Montags im Zustand der totalen Übermüdung…









Montag, 5. Dezember 2011
Kühe, Kühe! Dieser begeisterte Ausruf ist mir schon als kleines Kind immer rausgerutscht wenn ich ein vierbeiniges Tier gesehen hatte (oder eine Oma mit zwei Krücken). In Indien hat man die Gelegenheit relativ oft Kühe zu schreien. Wobei ich nicht ganz nachvollziehen kann, wie man diese Viecher als heilig betrachten kann. Mitten in der Rushhour auf dem Weg ins Geschäft. Ein langer Stau. Was ist bloß los? In etwa ein Unfall? Nein. Einfach nur ein paar Rinder, die die Hauptstraße als ihre Ruhestätte auserkoren haben und in aller Seelenruhe ihr Morgenschläfchen halten, während der halbe Verkehr zusammenbricht. Die Viecher streunen durch die ganze Stadt, fressen mal hier und mal dort und sind doch in relativ großen Mengen vorhanden. Nach mehreren Wochen hauptsächlich vegetarischer Kost und Hühnchenfleisch, muss ich jedes Mal wenn ich eins von den Tieren sehe an ein schön saftiges Steak denken und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Irgendwann werde ich mir mal einen Golfschläger schnappen …













Donnerstag, 1. Dezember 2011
Am nächsten Morgen war der Hotelbesitzer sicherlich froh, als er uns gehen sah und mit den Renovierungsarbeiten beginnen konnte :-). Mit etwas Verspätung sind wir dann nach Ellora gestartet um weitere 32 Höhlen zu besichtigen. Eine Besonderheit stellt hier die Höhle Nr.16 dar, die in 150 Jahren von 7000 Arbeitern aus dem Fels gehauen wurde. Dabei hätte es doch auch eine einzige Hilti getan …









Unser Fahrer hat während unseres Aufenthaltes im Auto geschlafen und war etwas verpennt als wir wieder zurück kamen. Irgendjemand hat dann das Gerücht in die Welt gesetzt, dass er besoffen sei. Daraufhin brach eine kleinere Panik aus, was wir den nun machen sollten. Da es einem direkten Selbstmord gleich kommt in Indien nachts selbst zu fahren, haben wir ihm eine Cola gekauft und ihn hinters Steuer geklemmt. Ich hab mich dann vorne neben ihn gesetzt um etwas aufzupassen und ihn im Notfall hoffentlich rechtzeitig zu warnen falls es gefährlich wird. Die ganze Aufregung war allerdings total umsonst, da es unserem Fahrer absolut gut ging, ganz im Gegensatz zu mir. Schon mal nachts in Indien gefahren? Hätte ich vorher gewusst was auf mich zu kommt, ich hätte mich in den Kofferraum gesetzt. Inder fahren nachts grundsätzlich mit Fernlicht, sonst sieht man ja auch nichts! Als Resultat sieht halt der Gegenverkehr nichts, ist ja aber auch egal. Den ersten Herzinfarkt bekommt man dann, wenn das Auto an einem vorbei ist und direkt vor einem ein Ochsenkarren aus dem Nichts auftaucht und nur durch ein gewagtes Ausweichmanöver schlimmeres verhindert wird. Nachts ist auf der Fahrbahn so ziemlich alles unterwegs und vorzugsweise ohne Licht (auch Fußgänger, deren weitere Lebenserwartung wohl eher im Minutenbereich liegt).
Genauso kritisch ist der Überholvorgang. Wenn in Indien ein Motorrad entgegen kommt wird natürlich trotzdem überholt, die Straße ist ja breit genug. Also: Bus zieht raus und setzt zum Überholen an, bis auf halber Strecke das entgegenkommende Fahrzeug vom Scheinwerferlicht erfasst wird. Natürlich ist es kein Motorrad sondern ein LKW bei dem nur noch ein Licht funktioniert.

Rein nervlich war ich nach der Fahrt reif für mehrere Wochen Urlaub …






Mittwoch, 30. November 2011
Um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich zuviel arbeite hier mal wieder einen Reisebericht :-)


Ganz in der Nähe von Pune liegt Aurangabad mit zwei Höhlenanlagen, die zum Weltkulturerbe gehören. Somit das perfekte Ziel für einen weiteren Wochenendausflug. Da der Rest nicht wirklich zu Potte gekommen ist, habe ich die Organisation ein bisschen übernommen und wir haben uns zu siebzehnt auf den Weg gemacht (Das war fast wie eine kleine Klassenfahrt). Als Transportmittel haben wir einen Bus gemietet, der nicht wie angegeben 17 Sitzplätze hatte sondern nur 16, dafür aber einen schönen Kofferraum. Als Organisator ist mir dieses Schicksal glücklicherweise erspart geblieben. Das erste Ziel lag in Ajanta und somit knapp 350 km von Pune entfernt.
Das die Busfahrt hierhin fast eine kleine Ewigkeit gedauert hat brauche ich ja nicht zu erwähnen.

Insgesamt sind hier knapp 32 buddhistische Höhlen zu bewundern, die aus der Zeit 200 v. Chr. stammen:









Spätestens nach der 32igsten bekommt man allerdings fast einen Höhlenkoller, alles in allem war die Anlage aber sehr eindrucksvoll. Abends hatten wir uns in einem kleinen Hotel eingemietet und sofort die gesamte Dachterrasse in Beschlag genommen und uns neben Essen jede Menge Bier kommen lassen. Auf den weiteren Verlauf des Abends möchte ich nicht näher eingehen, aber man kann sich sicherlich vorstellen wie der Abend mit 17 Personen ausgeartet ist. Es wurde an diesem Abend sogar eine neue Speise erfunden: Brüsli. Brüsli eignet sich ausgezeichnet um am nächsten Morgen die Nachwirkungen des Feierns zu bekämpfen. Die Herstellung gestaltet sich auch denkbar einfach: Man nehme eine Einheit Müsli und gieße es mit einem nährwertreichen Getränk auf, das mit B beginnt und auf ier endet…






Donnerstag, 24. November 2011
Um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich nur am feiern und reisen bin, folgt mal wieder ein kleiner Beitrag über den ernsten Teil des Lebens: die Arbeit.

Inzwischen bin ich in mehreren Projekten eingebunden und hab auch mal für zwei Wochen bei sämtlichen Managementmeetings Protokoll geschrieben. Hierdurch hab ich mal einen recht umfassenden Einblick bekommen, was bei uns im Werk so vor sich geht.
Hauptsächlich bin ich allerdings damit beschäftigt die Produktion zu optimieren, was nicht immer ganz einfach ist. Regelmäßig finden sogenannte KVP Workshops statt, in denen einzelne Takte beobachtet und optimiert werden. Ich war in der Workshop gruppe der einzige „Europäer“ und bin mit der Zeit fast verrückt geworden. An den ersten Tagen haben wir lediglich den Takt beobachtet und zum Beispiel Zeiten gemessen. Danach ging es an die Umsetzung von Verbesserungen. Als ich meinem Kollegen ein konkretes Vorgehen vorschlagen wollte, meinte dieser nur: „Ja, heute denken wir drüber nach und morgen machen wir das dann!“ und prompt war er wieder verschwunden. Ich hab auch noch nie gesehen, wie 10 erwachsene Menschen eine geschlagene Stunde über die Größe von Mülleimern diskutieren können, auf Hindi selbstverständlich (was insbesondere für mich spannend war).
Ein weiteres Phänomen das man auf Arbeit beobachten kann: Sobald die offizielle Arbeitszeit beginnt sind alle Toiletten besetzt und werden so schnell auch nicht mehr frei. Auch über die intensive Beziehung der Inder zu ihrem Handy kann man kleine Romane verfassen. Regelmäßig in Meetings klingelt das Handy und wie selbstverständlich wird natürlich auch abgehoben und die restlichen Teilnehmer dürfen warten bis fertig telefoniert wurde. Am vielsagendsten ist wohl die Funktion „Fakecall“, die in „a case of emergency“ (Originalzitat Bedienungsanleitung) aktiviert werden kann. Nach langem drücken einer Taste klingelt das Handy mit 10 Sekunden Verspätung. Man kann vorher sogar den imaginären Gesprächspartner aufnehmen und so sehr effizient ein Telefonat vortäuschen.
Ich will hiermit kein falsches Bild erzeugen, es gibt auch durchaus fleißige Mitarbeiter.

Das Inder es öfter mal gemütlich angehen lassen, kann man auch den folgenden Bildern entnehmen: