Donnerstag, 13. Oktober 2011
Neben all den lustigen Anekdötchen die ich hier veröffentliche gibt es in Indien natürlich auch die etwas düstereren Seiten, die ich hier nicht verschweigen will. Wer sich jetzt gedacht hat, es wird um die Armut gehen, hat sich geirrt. Es geht um ein Erlebnis das mich noch ziemlich lange beschäftigt hat. Als wir uns nachts auf der Rückfahrt von Agra nach Dehli befanden sind wir an einem Verkehrsunfall vorbeigefahren. Die Straße war bereits von der Polizei abgesperrt und somit die Unfallstelle gesichert. Gleich darauf folgte ein Motorrad, das auf der Straße lag und um das beide Polizisten herumstanden. Wenig später lagen zwei Inder auf der Straße von denen sich nur noch einer bewegte (Beide natürlich ohne Helm). Da hier niemand eine Ahnung von erster Hilfe hat kann man auch nicht auf schnelle Hilfe hoffen und bis ein Rettungswagen da ist …

Zum Thema Rettungswägen ist noch zu sagen, dass diese hier aus einem kleinen Auto mit Trage bestehen und das nächste Krankenhaus mit aller Wahrscheinlichkeit mehrere Stunden entfernt ist. D.h. wenn man hier erst mal auf der Straße liegt, dann ist es schon zu spät.
Dies wird durch das abstruse Rechtssystem in Indien verschlimmert. Wer bei einem Unfall anhält ist schuld! So einfach ist das. Ein Mitarbeiter von VW hat auf der Gegenfahrbahn einen Unfall gesehen, hat angehalten und ist über die Mittelleitplanke gestiegen um zu helfen. Als die Polizei kam war der Fall eindeutig: Er ist schuld! Obwohl das Auto auf der durch eine Leitplanke abgesperrten Gegenfahrbahn steht und es ganz offensichtlich ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Ein weiterer Faktor ist die Rudelbildung. Sobald ein Unfall passiert, bildet sich eine Menschenansammlung. Hier muss nur einer mit dem Finger auf dich zeigen und sagen: „Es war seine Schuld“. Dann fällt die Meute über einen her. Auf dem Highway nach Mumbai zum Beispiel war eine Hochzeitsgesellschaft unterwegs. Das erste Auto, indem sich 19 Personen befanden ist mit 130 auf einen LKW gekracht und alle Insassen sind gestorben. Der LKW Fahrer hat dies nicht bemerkt und ist weitergefahren. Er wurde schließlich von der Hochzeitsgesellschaft gestoppt. Wer jetzt denkt, dass man sich um die vielleicht verletzten Personen gekümmert hat, hat sich getäuscht. Der LKW Fahrer wurde zuerst aus seiner Kabine gezerrt und von der Meute fast tot geprügelt.

Und wir beschweren uns über 10 € Praxisgebühr …






Montag, 10. Oktober 2011
Einfach fahren. Das ist wohl das Motto, dass den indischen Verkehr am besten beschreibt. Es ist einfach saumäßig viel los auf den Straßen. Neben Autos, Lastwägen, Bussen, Motorrikschas, Roller, Motorräder und Fahrradfahreren existieren auch noch Fußgänger. Zu Beginn ist es mir immer ganz unwohl geworden, wenn man abbiegen musste. In Deutschland wird artig auf eine Lücke gewartet bis man die Straße ungefährdet überqueren kann. Hier fährt man einfach los. Jedes Mal hab ich den Roller bereits mit einem lauten Krach in unsere Seite donnern hören (1 Meter ist ja auch keine Entfernung), allerdings sortiert sich der Verkehr in Indien wie von Zauberhand. Der Roller macht etwas langsamer die Rikscha etwas schneller und flutsch ist man durch. Das gleiche gilt für die Überquerung der Straße als Fußgänger. Einfach laufen. Zu Beginn, kann es passieren das man geschlagene zehn Minuten auf eine Lücke wartet um die Straße zu überqueren. Bis man irgendwann einfach losläuft, und siehe da. Der Roller bremst, das Auto weicht aus und man ist drüber.


Ein Inder hat ganz treffend zu uns gesagt: „Im indischen Straßenverkehr benötigt man drei Dinge: Eine Hupe, eine Bremse und Glück. Wenn die Bremse mal nicht mehr tut ist es nicht so schlimm, solange man noch Hupen kann.“ In Indien ist es nämlich nicht so, dass der Überholende aufzupassen hat, sondern derjenige, der überholt wird. Aus diesem Grund wird bei jedem Überholvorgang, bei jeder Kreuzung einfach immer auf die Hupe gedrückt, damit der Rest weiß dass man hier fährt.


Eine weitere Besonderheit sind die Hubbel, die zum ausbremsen der Autofahrer dienen. Bei uns in Deutschland sind diese Dinger ja extrem niedrig. Dem Daimlerfahrer kommen sie trotzdem vor wie ein unüberwindbares Hindernis über das sein Auto mit viel Feingefühl hinweg geführt werden muss, damit auch ja kein bleibender Schaden entsteht. Dem Inder sind die Dinger einfach egal. Aus diesem Grund wurden sie hier auch deutlich höher gebaut als bei uns. Dem Inder sind sie allerdings immer noch egal. So passiert es morgens regelmäßig, dass man kurz mal einen halben Meter aus dem Sitz katapultiert wird. Wer also gedacht hat, die einstündige Fahrt morgens zur Arbeit könnte man bequem nutzen um verlorenen Schlaf nachzuholen, der hat sich gründlich geirrt.







Mittwoch, 5. Oktober 2011
Am Sonntag sind wir wieder gegen 7 Uhr gestartet, um möglichst viel vom Tag zu haben. Unsere Gruppe hatte sich aus Erschöpfungsgründen etwas verkleinert, so dass wir nur noch zu zweit unterwegs waren. Das erste Ziel war der Akshardham Tempel. Als Transportmittel der Wahl haben wir diesmal die Metro gewählt. Hier haben sich mal wieder ganz deutlich die zwei Gesichter Indiens gezeigt. Während draußen die Menschen in Wellblechhütten wohnen ist unter der Erde ein topmodernes, klimatisiertes Metronetz. Somit war die Anreise zu der Tempelanlage auch sehr angenehm. In der Anlage selbst war es leider nicht erlaubt Fotos zu machen, aus diesem Grund haben wir ein Souvenirbild gekauft:


Im Anschluss daran sind wir wieder ins Zentrum von Old Dehli und haben das Red Fort betrachtet. Anschließend sind wir durch die Altstadt geschlendert.
In Old Dehli gibt es jede Menge Fahrradrikschas. Da uns der alte Inder etwas leid getan hat, haben wir ihm Geld angeboten um selbst mit dem Ding fahren zu können. Dies hat unseren Inder natürlich bis ins unermessliche erfreut, denn so leicht hat der noch nie Geld verdient. Als wir dann also durch Dehli fuhren, haben uns die Leute alle freundlich zugewinkt und uns freundlich Gegrüßt und gelacht. Vielleicht haben sie auch nur den alten Inder bejubelt, der den blöden Touristen Geld abknöpft und sie auch noch selbst fahren lässt. Eigentlich will ich das auch gar nicht so genau wissen:-). Im Anschluss sind wir in ein richtiges indisches Restaurant im Hinterhof gegangen und haben ein wohl verdientes Mittagessen genossen:







Nach der Stärkung sind wir noch etwas durch Old Dehli und dann nochmal mit der Metro ins Regierungsviertel in New Dehli (hier wird auch nochmal der Unterschied zwischen New Dehli und Old Dehli deutlich):


Gegen neun sind wir dann wieder Richtung Heimat geflogen und gegen 12 sehr erschöpft ins Bett gefallen.

Noch eine Anmerkung: Aus Angst vor Bomben wird man vor jeder Metrofahrt, vor dem Betreten mancher Tempel und natürlich auch vor dem Fliegen ausführlich abgetastet. So oft wie an diesem Tag wurde ich glaube ich noch nie betatscht …






Dienstag, 4. Oktober 2011
Am Samstag sind wir morgens um 7 wieder aufgebrochen und haben uns auf den Weg nach Agra gemacht. In Agra steht das weltberühmte Taj Mahal, dass man einfach gesehen haben sollte wenn man schon mal in Indien ist. Die Fahrt im Bus zieht sich allerdings ziemlich, da Agra 205 km von Dehli entfernt liegt und es in Indien leider keine „German Autobahn“ gibt. Knappe 6,5h später sind wir dann endlich in Agra angekommen und haben erst einmal Mittag gegessen.

Frisch gestärkt haben wir uns dann zum Taj Mahal aufgemacht und dieses eindrucksvolle Gebäude bewundert. Hierzu sagen Bilder mehr als Worte. Zu beachten ist, dass das gesamte Ding aus weißem Marmor besteht und überall durch Einlegearbeiten mit Edelsteinen Blumenmuster zu sehen sind.



Anschließend haben wir noch kurz das Red Fort in Agra besucht, eine alte Befestigungsanlage, bevor wir uns wieder auf den 6h Heimweg gemacht haben und schließlich abends um 11.30 wieder am Hotel angekommen sind.








Samstag, 1. Oktober 2011
Frei nach dem Motto, beim nichts tun verletze ich mich auch, bin ich letztes Wochenende nach Dehli geflogen. Der Zeh war soweit in Ordnung, dass ich ungehindert laufen konnte und die Mandeln mit Antibiotika in einen Drogenrausch versetzt.

Am Freitag wurden wir morgens um 4 vom Taxi zum Flughafen gebracht und sind um 7.00 Uhr abgehoben. Der Flughafen in Pune ist ein Militärflughafen, der auch für Passagierflugzeuge genutzt wird. Aus diesem Grund ist das Fotografieren auf dem Rollfeld auch strengstens verboten. Ich konnte aber trotzdem nicht wiederstehen und hab natürlich ein Bild gemacht (und wurde nicht erwischt!)

Nach der Ankunft in Dehli sind wir erst mal zum Hotel und haben unser Gepäck abgestellt, mit dem Ziel ein spätes Frühstück einzunehmen. Leider herrscht in Dehli ein regelrechter Wettstreit vor, wer die Touristen am meisten verarscht. Aus diesem Grund ging unsere Rikscha fahrt auch nicht in ein Lokal sondern direkt in einen Souvenirladen. Nach längeren Verhandlungen konnten wir dann endlich einen Mcdonald ausfindig machen und haben dort gegessen.
Anschließend ging die Sightseeing tour los. Hierzu muss man wissen, dass Dehli aus zwei Teilen besteht: Old und New Dehli. Der neue Teil ist weitläufig, sauber, leer und im Prinzip wie eine europäische Großstadt. Old Dehli ist eng, überfüllt, dreckig und im Prinzip wie eine Indische Großstadt. Unser Trip begann in New Dehli und der erste Stop war Humayun’s Tomb, ein eindrucksvolles Grabmahl:

Dann weiter zum Qutb Minar, ein 73 m hoher Siegesturm der auch als Minarett genutzt wurde:


Im Anschluss der Lotus Tempel, der ein bisschen an das Opera House in Sydney erinnert, allerdings bedeutend kleiner ist:


Und zum Abschluss, dass India Gate. Ich weiß das Bild ist fast schon zu kitschig.

Abends sind wir dann erschöpft ins Bett gefallen.






Donnerstag, 29. September 2011
Hier mal ein spezieller Eintrag für die zuhause gebliebenen Jungs. Ich hab natürlich auch in Indien meine Augen offen gehalten, was die Konkurrenz betrifft:



Hersteller: Wahrscheinlich beides Tata (von Tata wird in Indien alles hergestellt)

Motorsense: Betriebsstunden nicht mehr zählbar
Sicherheitseinrichtungen: Sicherheit? Wir sind in Indien!

Rasenmäher: Konstruktion auf Walzen
Höhenverstellbar: Nein
Rasenauffangsystem: Frontlader


Aufgrund des kurzen Schnitts droht der Rasen in der Sonne zu verbrennen, insofern ist dieses Modell nicht empfehlenswert!


Hier noch ein anderes Prachtexemplar:

Marke: Eigenbau
Zulassung: Hierfür kann nicht genug Bestechungsgeld gezahlt werden.
TÜV: In 1000 Jahren nicht
Höchstgeschwindigkeit: Geschwindigkeit???


Achso, bevor ich es vergesse: Könnt ihr bitte dem Thorsten ausrichten das der Scheinwerfer nicht mehr funktioniert. Vielleicht kann er ja mal kurz die Verkabelung überprüfen??






Montag, 26. September 2011
(Ich komm gerade gar nicht mehr zum Bloggen, da ich so im Reise-/ Arbeitsstress bin, deshalb mal noch ein kleiner Nachtrag)

Vorletztes Wochenende, als ich körperlich noch intakt war, waren wir auf Erkundungstour in Indien. Das Ziel lag in Richtung Mumbai und bestand aus zwei Höhlen. Das Beförderungsmittel unserer Wahl war der Zug. Die entsprechenden Fahrkarten zu bekommen war kein Problem. Wir wussten auch um wie viel Uhr unser Zug den Bahnhof verlässt. Wer auf indischen Bahnhöfen allerdings eine schöne Anzeigetafel sucht, auf der die abfahrenden Züge mit Gleis aufgelistet sind, der hat Pech gehabt. Wenn man Glück hat versteht man die genuschelte Durchsage und steht schlussendlich am richtigen Gleis. Um halbwegs bequem zu reisen, sollte man auf alle Fälle 1 Klasse fahren. Nicht das hier die Beinfreiheit größer ist und die Sitze bequemer, nein es ist einfach nur leerer, da es sich die meisten Inder nicht leisten können. Ansonsten besteht so eine Bahnfahrt wirklich jedes Klischee. Türen die sich schließen gibt es nicht. Viele Inder sitzen während der Zugfahrt auf der Türschwelle und lassen die Beine baumeln oder strecken den Kopf in den Fahrtwind (Auf dem Dach hab ich bis jetzt noch niemand mitfahren sehen). Am Ziel angekommen ging die Erkundungstour los. Um die Höhle zu besichtigen mussten wir geschätzte 200 Stufen erklimmen, was bei mir wieder zu unverhältnismäßigen Schweißausbrüchen führte. Die Höhle selbst war so etwas wie ein kleines in Stein gehauenes Kloster, mit Schlafräumen und einer großen Halle. Für die angereisten Inder war die Höhle allerdings Nebensache sobald wir vier Europäer aufgetaucht waren. Alle wollten Fotos mit uns machen und wissen woher wir kommen. Auch bei der zweiten Höhle wurden wieder zahlreiche Fotos mit uns gemacht. Leider hatten hier die Inder einen Hindu Tempel direkt vor den Eingang der Höhle errichtet, so dass der Flair etwas getrübt war. Auf der Rückfahrt hielten wir Ausschau nach dem Abteil der ersten Klasse, das ich auch schnell fand und unverdrossen einstieg. Auf das was dann passierte war ich nicht ganz vorbereitet. Eine ganze Horde Schulmädchen fing wild an zu kreischen als ich in das Abteil stieg. Ich blieb erst einmal ganz perplex stehen. Was ist denn mit denen los? Bis mir eine ältere Dame erklärte: „Ladies only“. Da wurde mir klar, ich bin ausversehen in das Frauenabteil eingestiegen. Ja, in Indien gibt es sowas (Wusste ich vorher auch nicht).

Eins sei über die indische Bahn noch gesagt: Verspätungen gibt es hier nicht, der Zug fährt auf die Minute pünktlich (Da kann sich die deutsche Bahn mal ein Vorbild nehmen).

Ganz unten ist noch ein typischer indischer Snack: Im Feuer gegrillter Maiskolben der mit Zitrone und einer Gewürzmischung abgerieben wird. (Sehr lecker und an fast jeder Straßenecke erhältlich.)









Dienstag, 20. September 2011
Neben meinen persönlichen Wehwehchen gibt es natürlich noch die Arbeit die mich in Indien beschäftigt. Zuerst sei gesagt, dass ich sehr froh bin bei VW zu arbeiten, denn die Praktikanten erhalten hier 800€ Gehalt (wahrscheinlich weil es auch die einzigen Mitarbeiter sind, die überhaupt produktiv arbeiten). Da die Wohnungen in Indien, die annähernd dem europäischen Standard entsprechen, auch mindestens so viel kosten wie zuhause, sind die Ausgaben auch relativ hoch. Es gibt hier noch eine Konkurrenzfirma aus dem Schwabenland (Stern), die ihren Praktikanten nur 120€ im Monat zahlt. Da kann man also neben Flug, Visum, Impfungen nochmal getrost jeden Monat 200€ nur für die Miete drauflegen. Das wird dann doch ein relativ teures Praktikum. Ansonsten beginnt jeden Morgen die Arbeit um 8.00 Uhr und endet um 17.30 Uhr. Da das Werk ein Stück außerhalb liegt fahren wir jeweils noch eine Stunde Bus. Ich geh also gegen 6.30 aus dem Haus und komm gegen 19.15 wieder heim. Da bleibt nicht viel Zeit zum Blödsinn machen (außer am Wochenende, wie man gesehen hat). Bei uns in Deutschland wäre die Busfahrt wahrscheinlich auch nur 20 min lang, hier in Indien dauert es halt, wie fast alles, ein bisschen länger.
Meine Aufgabe bei VW ist es den Indern beizubringen was 5S bedeutet. 5S handelt im Wesentlichen davon, dass sich an einem Arbeitsplatz nur die Dinge befinden, die man benötigt, alles seinen festen markierten Platz hat und am besten auch noch beschriftet ist. Die Schwierigkeit liegt hauptsächlich darin, einem Inder zu erklären, dass er den Mülleimer in die dafür vorgesehene Markierung stellen soll, obwohl er die Bedeutung eines Mülleimers noch nicht mal begriffen hat (Inder haben noch nicht einmal begriffen, dass Plastik nicht verrottet). Wie will man jemand erklären, der im Chaos aufgewachsen ist, dass er seine Ordner einheitlich beschriften soll? Wenn man durchs Werk geht sieht auf den ersten Blick alles ganz ordentlich aus, wenn man allerdings genauer hinschaut …
In dem Bereich, in dem die Spur eingestellt wird befindet sich eine Grube, um von unten an die Autos zu gelangen. In dieser hatten sich mit der Zeit so viele Einzelteile angesammelt, dass man daraus einen ganzen Polo hätte bauen können. Computerterminals werden mit Stromkabeln festgebunden, die irgendwo herausgerissen wurden und Schaltschränke werden bis unters Dach mit Werkzeug vollgestopft. Metallstreben an der Decke werden einfach mal durchgeflext und Wasserleitungen mit Hanfseilen am Dach festgeknotet. Um nur mal so ein paar Beispiele zu nennen.
Es gibt also noch viel zu tun für mich …







Freitag, 16. September 2011
Ihr kennt das sicherlich. Bei manchen Menschen weiß man ab der ersten Sekunde, dass man nicht miteinander auskommen wird. So ähnlich lässt sich glaube ich das Verhältnis zwischen mir und dem Gott der körperlichen Unversehrtheit beschreiben (falls es ihn überhaupt gibt). Nun ja, jetzt bin ich schon fast zwei Wochen in Indien und alles ist reibungslos gelaufen. Aber mein Name wäre nicht Tim und mein Verhältnis zu Göttern nicht das beschissenste, wenn es so bleiben würde …
Am Sonntag waren wir zur Verabschiedung eines Praktikanten in einem Hotel und haben gebruncht. Das Ganze fand oben auf der Dachterrasse statt, auf der auch ein einladender Pool platziert ist. Also in die mitgebrachte Badehose gestiegen und den Pool aus der Nähe betrachtet. Bei den doch recht warmen Temperaturen wollte ich mir das kühle Nass nicht entgehen lassen und bin NÜCHTERN!!! (bevor falsche Vermutungen aufkommen) in den Pool gesprungen. Beim Absprung habe ich die Kante auf dem Boden übersehen, da kurz vor dem Poolbeginn der Holzboden endet, und hab mir in irgendeiner unmöglichen Bewegung den zweitkleinsten Zeh verdreht. Und das ganze so stark, das ich jetzt durch die Gegend humple und der Fuß anfängt blau zu werden.
Rein wissenschaftlich betrachtet ist es natürlich sehr spannend den Heilungsprozess des Körpers auch mal an anderen Stellen zu beobachten als an den Knöcheln (ich geb zu dieses Thema hab ich auch bis zum Maximum strapaziert), von der emotionalen Seite her könnte ich kotzen ;-). Ich muss mich wohl damit abfinden, dass bei mir die wichtigsten Utensilien für Reisen nicht Reisepass, Rasierer, Schuhe und Sonnencreme sind, sondern die Krankenversicherung, Krücken, Salben und Bandagen. Zu allem Übel hab ich mir auch noch eine Erkältung eingefangen, aus der sich eine handfeste Mandelentzündung entwickelt hat. Im Vergleich mit Australien hab ich dieses Mal doch ganz schön Gas gegeben, hat es damals noch ein Jahr gedauert für kaputten Fuß und Mandelentzündung, hab ich es dieses Mal in nur 2 Wochen geschafft.
Für alle die sich jetzt Sorgen machen. Ganz ruhig bleiben, ich hab schon ganz andere Dinger überstanden und meinen Humor hab ich auch behalten :-)
Hier noch die bösartige Holzkante:







Donnerstag, 15. September 2011
In den letzten Tagen hatte ich leider keine Möglichkeit ins Internet zu gehen. Um die Gründe zu erläutern muss ich jetzt erst mal etwas weiter ausholen. Da wir vom Hotel in die Wohnung gewechselt sind, hab ich privat bis jetzt kein Internet gehabt. Der Plan war einfach den Computer im Geschäft zu benutzen (was schließlich auch naheliegend ist). Allerdings haben die Inder neben der manchmal sehr ausgeprägten Arbeitsunlust noch ein weiteres Hindernis. Bürokratie! Wer sich schon mal über die deutsche Bürokratie aufgeregt hat war noch nie in Indien. An meinem ersten Arbeitstag bekam ich von der Personalabteilung einen Stapel von Formularen, der ungefähr drei Stunden zum Ausfüllen benötigte. Neben durchaus nachvollziehbaren Angaben wie Visumsdaten musste die Stellung im Hierarchiebaum bei den bisher ausgeübten Tätigkeiten aufgemalt werden, die gesamte Verwandtschaft sowie unzählige Kontaktpersonen (auch in Indien) angegeben werden. Wenn man sich durch diesen Dschungel aus Papier durchgekämpft hat, liegt die eigentliche Odyssee noch vor einem. Denn wenn man ein Handy bzw. Computer möchte, muss ein entsprechendes Formular ausgefüllt werden. Dies muss von drei Personen unterschrieben werden. Hier kommt das nächste Problem der Inder ins Spiel: Keiner übernimmt gerne Verantwortung. Und da die Verantwortlichen meist nicht da sind wird man quer durch die gesamte Abteilung geschickt, bis man irgendjemand mit bösem Blick so stark einschüchtern kann, dass er das Formular unterschreibt. Mit diesem geht man dann in die IT Abteilung, wo es dann auch für die nächsten Tage seinen Bestimmungsort erreicht hat. Denn auch die IT Abteilung arbeitet nicht gerne. Durch stündliches Nachfragen kann dann allerdings doch ein gewisser Druck aufgebaut werden, so dass nach drei Tagen der Rechner endlich da ist.
Aber damit fangen die Probleme erst an. Um sich nämlich an den Rechner anzumelden wird eine DVID benötigt die in Deutschland beantragt werden muss. Wenn dann der Inder noch den deutlich geschriebenen Namen nicht richtig abschreibt, zieht sich die ganze Prozedur über mehrere Wochen. Der arbeitswütige Deutsche umgeht diese Hürde, in dem er sich mit der DVID eines Kollegen anmeldet. Damit ist der erste Schritt schon mal getan. Um allerdings in den Genuss einer Internetverbindung zu kommen muss natürlich ein Internet Access form ausgefüllt werden, welches ebenfalls 3 Unterschriften benötigt. Über die Bearbeitungsdauer schweige ich in diesem Fall lieber. Wer jetzt allerdings denkt man kann ohne Einschränkungen mit der Arbeit beginnen irrt sich gewaltig. Denn das Netzwerkkabel muss ja noch in einen Netzwerkdose gesteckt werden, welche selbstverständlich deaktiviert ist. Aber kein Problem, mit einem zweiseitigen Formular und 4 Tagen Geduld wird auch dieses schwerwiegende Problem umschifft. Nicht zu vergessen ist selbstverständlich auch der Zugriff auf die Netzwerkordner, die Einrichtung des Druckers, ...
Mit den Formalitäten für die Steuern hab ich bis jetzt noch nicht einmal begonnen …
to be continued …
Im folgenden noch ein paar Bilder aus Pune:







Sonntag, 4. September 2011
Das Lied, durch den Monsun, hat seit gestern eine ganz neue Bedeutung bekommen. Das Wetter war die letzten Tage zwar schweißtreibend aber trotzdem relativ angenehm. So bin ich auch gestern guten Mutes aufgestanden, der Blick aus dem Fenster hat mich dann auf den Boden der Tatsachen gebracht. Den gesamten Tag über hat es wie aus Kübeln geschüttet. Der Fluss in Pune ist innerhalb kürzester Zeit über die Ufer getreten und sämtliche Straßen haben sich in eine einzige große Pfütze verwandelt. Glücklicherweise endet die nasse Jahreszeit in den nächsten zwei Wochen und der Regen hat bereits heute wieder nachgelassen.
Sobald die Sonne zwischen den Wolken hervorschaut wird es extrem schwül. Ich hab einmal den Fehler gemacht, kurz vor dem betreten eines klimatisierten Raumes einen heißen Tee zu trinken. Ich glaub ich hab in meinem Leben noch nie in so kurzer Zeit so viel geschwitzt (sehr zum Gelächter der Inder, die glaube ich die Schweißbildung komplett abgeschafft haben). Ein weiterer Effekt ist, das sich die meisten Klamotten etwas feucht anfühlen und auch nicht wirklich trocken zu bekommen sind. Ansonsten ist aber alles in bester Ordnung.
So viel für heute, bis bald …






Freitag, 2. September 2011
Am Donnerstag haben stand der erste Ausflug in die Innenstadt an. Der 1. September ist in Indien ein Feiertag zu Ehren von Ganesh, einem der wichtigsten indischen Götter, der auf den unteren Bildern als rosa Moppelchen mit Elefantenkopf zu erkennen ist. In der gesamten Stadt waren Tempel aufgebaut, es gab Feuerwerk und es wurde getrommelt und getanzt. Rießige Menschenmassen haben in einem Tempel Kokosnüsse geopfert, die hinten sofort auf einen LKW geladen wurden. Es würde mich nicht wundern, wenn diese eine Stunde später vorne wieder verkaut werden ...
Es ist einfach unglaublich wie viele Menschen auf so engem Raum leben. Man kann es sich fast so vorstellen, als ob man sämtliche Einwohner Stuttgarts nach Dettenhausen umsiedelt, oder als ob jeden Tag Weihnachtsmarkt in Stuttgart ist.
Das indische Essen ist bis jetzt sehr lecker und ich habe es auch noch nicht bereut ;-).
Soweit wars das für heute, ihr könnt euch aber schon mal auf viele weitere Geschichten freuen, denn in Indien erlebt man jeden Tag die verrücktesten und witzigsten Dinge.









Mittwoch, 31. August 2011
Nach langer Reise bin ich gut in Pune angekommen! Der Flug nach Dehli hat ziemlich lang gedauert und ich hab so gut wie nicht geschlafen (was mehr am Entertainment System lag als am Lärm im Flieger). In Dehli hatte ich dann kanpp 8h Aufenthalt, den ich in einem speziellen Wartebereich verbracht habe/verbringen musste. An Erholung war hier allerdings auch nicht zu denken, da von einem kleinen Kind ein konstanter Quietschton (wie von so nem Hundespielzeug) erzeugt wurde. Ich hatte mir schon ausgiebig vorgestellt wie ich dem Balg dieses Spielzeug wegnehme und sonstwas damit anstelle bis ich feststellen musste, dass der Ton aus der Schuhsohle kam! Vielleicht hätte man dem armen Kind auch einfach nicht so viel Red Bull geben dürfen, aber die Geräuschkulisse war einfach furchtbar nervig und die Ausdauer des Kindes bewunderswert.

Der Weiterflug verlief dann ohne Zwischenfälle und ich bin gut im Hotel angekommen. Bis jetzt gefällt mir Indien sehr gut (hab natürlich auch noch nicht sonderlich viel gesehen). Viele neue Gerüche und was mir am besten gefällt: Alle Inder tragen lange Hosen und Hemd! Heute abend geh ich erst mal mit den Praktikanten, die hier schon länger sind nen bisschen weg und morgen ist Feiertag. Also ein sehr gemächlicher Beginn!