Freitag, 20. Januar 2012
Vergangenen Sonntag waren wir mal wieder sonntags brunchen und haben es uns auf der Hotelterrasse gemütlich gemacht und auch das ein oder andere Bierchen getrunken. Ein Praktikant hat dort seinen Abschied gefeiert und da er etwas aussieht wie David Guetta und wir den DJ relativ gut kennen wurde er natürlich auch ausschweifend als David Guetta vorgestellt. Dies hat eine regelrechte Euphoriewelle bei den anwesenden Indern ausgelöst, die alle Schlange standen um ein Bild zusammen mit dem berühmten David Guetta zu machen und ihm erzählten, wie toll sie ihn finden. Wir haben uns auf alle Fälle super amüsiert.



Wen ich euch übrigens auch noch vorstellen will: Steinbeißer, der indische Türsteher. Also er heißt nicht wirklich so sondern hat den Namen von uns verpasst bekommen, da er keine Hände sondern Baggerschaufeln hat und so groß ist, dass er das Körpervolumen von bis zu vier Indern einnimmt.



Wer gewonnen hat wird übrigens nicht verraten!


Man beachte die Hand links:



P.S. Im Vergleich zu ihm, seh ich aus wie ein Playmobilmännchen!






In der dritten Staffel sind die Maler bzw. Lackierer dran (gut zuhören Marco!). Jetzt fragt man sich natürlich was kann denn schon am Malern so gefährlich sein? Es liegt nicht daran, dass die Inder die Wandfarbe mit Milch verwechseln, sondern an den Arbeitsbedingungen. Leider gibt es zur folgenden Beschreibung kein Beweisfoto, insofern müsst ihr meiner Erzählung glauben, auch wenn es wie ein Ostfriesenwitz klingt.
Wie viele Personen werden in Indien dafür benötigt eine Wand zu streichen? Vier. Einer der mit einem Pinsel bewaffnet die Wand tatsächlich streicht und drei die auf dem Dach stehen und das Seil halten, an dem der eigentliche Maler hängt.
Auch wenn man auf dem Boden bleibt ist das Malern kein wirkliches Vergnügen. Ausrüstung gibt es nämlich nicht. So wird auf Pinsel und Handschuhe verzichtet und einfach mit einem kleinen Lappen die Farbe auf den Zaun aufgetragen.







Der indische Straßenverkehr ist wie ein großer Antiquitätenladen. Umso länger man ihn studiert um so mehr Raritäten findet man. So erging es uns auch auf unserem Ausflug nach Dehli, als neben uns ein Auto in „Standardgröße“ neben uns hielt. Hinter der Scheibe konnte man einige Arme, Beine und von Zeit zu Zeit auch ein lachendes Gesicht entdecken. Unser Fahrer hat aufgrund unserer Neugierde nachgefragt wie viele Personen mitfahren. Die Antwort lässt die Zirkusnummer mit den vielen Clowns im Auto etwas lächerlich wirken, denn es befanden sich sage und schreibe 28 Personen in diesem kleinen Ding.
Auch auf Rollern oder in Rikschahs werden Personen mitgenommen, dass es einem schwindelig wird. Zur Verhältnismäßigkeit: Wenn wir zu 3 in einer Rikschah fahren wird es schon richtige eng. Neulich konnte ich beobachten, wie eine Rickschah neben einer Großfamilie von 8-9 Personen hielt und plötzlich alle in diesem kleinen Ding verschwunden waren.



Ein weiterer amüsanter Zwischenfall hat sich auf der Hinfahrt zum Taj Mahal ereignet. Die 2 spurige Straße war aufgrund eines Unfalls gesperrt (vergleichbar mit einer Bundesstraße bei uns, mit einer schönen Mittelleitplanke). Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass wir jetzt vermutlich ewig stehen werden, bis irgendjemand die Straße wieder freiräumt. Ich hatte vergessen, dass ich in Indien bin. Problem: Straße gesperrt. Lösung: Umdrehen. Ist ja auch ganz simpel. Ich glaube jeder Radiosender in Deutschland wäre ziemlich ins Schwitzen gekommen bei so vielen Geisterfahrern.

Auf einer Taxifahrt von Mumbai nach Pune hab ich auch den indischen Fahrstil etwas genauer kennengelernt. Nach deutschem Verkehrsrecht hat der nette Fahrer in diesen 3h mindestens 463 Punkte gesammelt. Die 10 Handygespräche während der Fahrt gehören noch zu den harmlosesten Vergehen. Als Mindestabstand wurde der Richtwert „halber Tacho“ penibel eingehalten, allerdings nicht in Metern sondern in Zentimetern. Den Bus rechts überholen und bis auf 3cm auf den vor einem fahrenden LKW, dann versuchen in die Lücke die sich rechts aufgetan hat wieder einzuscheren. Leider passt ein 5 Meter Auto nicht zwischen den 2 Meter Abstand der zwischen Bus und LKW herrscht. Aber versuchen kostet ja nichts. (Dies alles natürlich bei Tempo 120). Ich bin froh gewesen als ich zuhause an einem Stück angekommen bin.
To be continued …







In der zweiten Staffel wird der harmlos klingende Beruf des Ladenbesitzers vorgestellt. Jetzt denkt sicherlich jeder an einen Mann mittleren Alters, der in seiner kleinen Bude steht und Erfrischungsgetränke und Kekse verkauft. Bis dahin klingt ja alles noch ganz harmlos, sobald aber eine der Lampen kaputt geht wird es ernst. Was tun? Eine Leiter! Wie will man sonst auch dran kommen? Leider sind die meisten Inder eher ein bisschen kürzer gebaut. Aber kein Problem, da ist ja noch die Getränkekiste. Mist, langt immer noch nicht. Also suchen wir uns das stabilste stapelbare Material das wir finden können: einen Pappkarton. Einer langt nicht? Zum Glück ist dies die so genannte Endlosleiter, da sich Pappkartons beliebig hoch stapeln lassen. Beweisfoto gibt es natürlich auch:







Ein Thema, dass sich in einem Block über Indien wohl nicht vermeiden lässt, ist die Armut. Neulich haben wir eine kleine Tour durch Pune gemacht und sind an einem Slum vorbeigelaufen. Wenn ich Slum sage, meine ich nicht die dichtgedrängten Wellblechhütten wie man sie häufig im Fernsehen sieht, sondern einen richtigen Slum. Hier gibt es nur provisorische Zelte aus Holzstangen und Plastikplanen und das war es dann auch schon. Wir sind entlang der Straße gelaufen und links von uns saßen die Bewohner die gerade ihr spärliches Mahl zu sich genommen hatten und rechts von uns dröhnte und hupte der indische Verkehr. Es war ein sehr beklemmendes Gefühl. Ich hab in meinem Leben noch nie so stark gespürt, dass das Leben an Menschen so komplett vorbeigeht.



Der ein oder andere hat vielleicht den Film „Slumdog Millionär“ gesehen. Dort wurden die Kinder in Mumbai von der Müllkippe eingesammelt um betteln zu gehen (von dem Geld behalten sie natürlich nichts). Aus dem Grund gebe ich auch grundsätzlich nichts an Bettler. Dies ist natürlich insbesondere bei kleinen Kindern schwierig. Um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen kauf ich dann von Zeit zu Zeit etwas zu essen. Hier zum Beispiel ein kleines Kind in Bengalore mit einer Tüte voller Samosas, die ich ihm gekauft hatte. Ich erinnere mich dann immer an meine Backpackerzeit, als ich teilweise wirklich sparsam gelebt hab und mir vornahm, wenn ich mal Geld verdien nicht so knausrig zu sein wie viele andere.







Hiermit geht die erste Staffel „Berufe die in Indien tödlich sind“ an den Start. Hierbei geht es hauptsächlich um simple Handwerksberufe, die bei uns langweilige Routine darstellen, hier allerdings eine lebensgefährliche Herausforderung sind.

Der Elektriker: Schon in einem der vorangegangenen Blogeinträge hab ich ein Bild des hiesigen Stromnetzes gezeigt. Es gibt tatsächlich Menschen die an diesem „gemurksten“ Stromnetz arbeiten und dies alles auf einer wackeligen Holzleiter. In Deutschland gibt es denn Witz: die letzten Worte eines Elektrikers: „Ja, ja die Sicherung ist draußen“.

Das kann dem Inder nicht passieren, da Sicherungen nicht existieren. Auch muss der hiesige Elektriker mit sehr limitierten Materialbedingungen arbeiten. So sind zum Beispiel simple Sachen wie Stecker oft nicht vorhanden. Man kann sich aber ganz einfach behelfen, indem man die Kabel direkt in die Steckdose steckt. Des Öfteren sieht man auch dicke Starkstromkabel aus der Erde ragen, bei denen die Kontakte einfach ungeschützt in der Luft stehen. Für jeden der ein bisschen Ahnung von Elektrik hat muss Indien die Hölle sein :-).