Dienstag, 20. September 2011
Neben meinen persönlichen Wehwehchen gibt es natürlich noch die Arbeit die mich in Indien beschäftigt. Zuerst sei gesagt, dass ich sehr froh bin bei VW zu arbeiten, denn die Praktikanten erhalten hier 800€ Gehalt (wahrscheinlich weil es auch die einzigen Mitarbeiter sind, die überhaupt produktiv arbeiten). Da die Wohnungen in Indien, die annähernd dem europäischen Standard entsprechen, auch mindestens so viel kosten wie zuhause, sind die Ausgaben auch relativ hoch. Es gibt hier noch eine Konkurrenzfirma aus dem Schwabenland (Stern), die ihren Praktikanten nur 120€ im Monat zahlt. Da kann man also neben Flug, Visum, Impfungen nochmal getrost jeden Monat 200€ nur für die Miete drauflegen. Das wird dann doch ein relativ teures Praktikum. Ansonsten beginnt jeden Morgen die Arbeit um 8.00 Uhr und endet um 17.30 Uhr. Da das Werk ein Stück außerhalb liegt fahren wir jeweils noch eine Stunde Bus. Ich geh also gegen 6.30 aus dem Haus und komm gegen 19.15 wieder heim. Da bleibt nicht viel Zeit zum Blödsinn machen (außer am Wochenende, wie man gesehen hat). Bei uns in Deutschland wäre die Busfahrt wahrscheinlich auch nur 20 min lang, hier in Indien dauert es halt, wie fast alles, ein bisschen länger.
Meine Aufgabe bei VW ist es den Indern beizubringen was 5S bedeutet. 5S handelt im Wesentlichen davon, dass sich an einem Arbeitsplatz nur die Dinge befinden, die man benötigt, alles seinen festen markierten Platz hat und am besten auch noch beschriftet ist. Die Schwierigkeit liegt hauptsächlich darin, einem Inder zu erklären, dass er den Mülleimer in die dafür vorgesehene Markierung stellen soll, obwohl er die Bedeutung eines Mülleimers noch nicht mal begriffen hat (Inder haben noch nicht einmal begriffen, dass Plastik nicht verrottet). Wie will man jemand erklären, der im Chaos aufgewachsen ist, dass er seine Ordner einheitlich beschriften soll? Wenn man durchs Werk geht sieht auf den ersten Blick alles ganz ordentlich aus, wenn man allerdings genauer hinschaut …
In dem Bereich, in dem die Spur eingestellt wird befindet sich eine Grube, um von unten an die Autos zu gelangen. In dieser hatten sich mit der Zeit so viele Einzelteile angesammelt, dass man daraus einen ganzen Polo hätte bauen können. Computerterminals werden mit Stromkabeln festgebunden, die irgendwo herausgerissen wurden und Schaltschränke werden bis unters Dach mit Werkzeug vollgestopft. Metallstreben an der Decke werden einfach mal durchgeflext und Wasserleitungen mit Hanfseilen am Dach festgeknotet. Um nur mal so ein paar Beispiele zu nennen.
Es gibt also noch viel zu tun für mich …