Donnerstag, 15. September 2011
In den letzten Tagen hatte ich leider keine Möglichkeit ins Internet zu gehen. Um die Gründe zu erläutern muss ich jetzt erst mal etwas weiter ausholen. Da wir vom Hotel in die Wohnung gewechselt sind, hab ich privat bis jetzt kein Internet gehabt. Der Plan war einfach den Computer im Geschäft zu benutzen (was schließlich auch naheliegend ist). Allerdings haben die Inder neben der manchmal sehr ausgeprägten Arbeitsunlust noch ein weiteres Hindernis. Bürokratie! Wer sich schon mal über die deutsche Bürokratie aufgeregt hat war noch nie in Indien. An meinem ersten Arbeitstag bekam ich von der Personalabteilung einen Stapel von Formularen, der ungefähr drei Stunden zum Ausfüllen benötigte. Neben durchaus nachvollziehbaren Angaben wie Visumsdaten musste die Stellung im Hierarchiebaum bei den bisher ausgeübten Tätigkeiten aufgemalt werden, die gesamte Verwandtschaft sowie unzählige Kontaktpersonen (auch in Indien) angegeben werden. Wenn man sich durch diesen Dschungel aus Papier durchgekämpft hat, liegt die eigentliche Odyssee noch vor einem. Denn wenn man ein Handy bzw. Computer möchte, muss ein entsprechendes Formular ausgefüllt werden. Dies muss von drei Personen unterschrieben werden. Hier kommt das nächste Problem der Inder ins Spiel: Keiner übernimmt gerne Verantwortung. Und da die Verantwortlichen meist nicht da sind wird man quer durch die gesamte Abteilung geschickt, bis man irgendjemand mit bösem Blick so stark einschüchtern kann, dass er das Formular unterschreibt. Mit diesem geht man dann in die IT Abteilung, wo es dann auch für die nächsten Tage seinen Bestimmungsort erreicht hat. Denn auch die IT Abteilung arbeitet nicht gerne. Durch stündliches Nachfragen kann dann allerdings doch ein gewisser Druck aufgebaut werden, so dass nach drei Tagen der Rechner endlich da ist.
Aber damit fangen die Probleme erst an. Um sich nämlich an den Rechner anzumelden wird eine DVID benötigt die in Deutschland beantragt werden muss. Wenn dann der Inder noch den deutlich geschriebenen Namen nicht richtig abschreibt, zieht sich die ganze Prozedur über mehrere Wochen. Der arbeitswütige Deutsche umgeht diese Hürde, in dem er sich mit der DVID eines Kollegen anmeldet. Damit ist der erste Schritt schon mal getan. Um allerdings in den Genuss einer Internetverbindung zu kommen muss natürlich ein Internet Access form ausgefüllt werden, welches ebenfalls 3 Unterschriften benötigt. Über die Bearbeitungsdauer schweige ich in diesem Fall lieber. Wer jetzt allerdings denkt man kann ohne Einschränkungen mit der Arbeit beginnen irrt sich gewaltig. Denn das Netzwerkkabel muss ja noch in einen Netzwerkdose gesteckt werden, welche selbstverständlich deaktiviert ist. Aber kein Problem, mit einem zweiseitigen Formular und 4 Tagen Geduld wird auch dieses schwerwiegende Problem umschifft. Nicht zu vergessen ist selbstverständlich auch der Zugriff auf die Netzwerkordner, die Einrichtung des Druckers, ...
Mit den Formalitäten für die Steuern hab ich bis jetzt noch nicht einmal begonnen …
to be continued …
Im folgenden noch ein paar Bilder aus Pune: